Feuerwehr Rheinhausen mit innovativer Lösung für Widerruf der Warnwestenbefreiung
Der Schock war zunächst groß bei der Feuerwehr Rheinhausen als die sogenannte Warnwestenbefreiung für die in der Wasserrettungsgruppe verwendeten Schwimmhilfen widerrufen wurde. Was nach einem unspektakulären Verwaltungsakt klingt hat in der Praxis laut Kommandant Thorsten Heckel gravierende Konsequenzen: „Unsere Einsatzkleidung für die Brandbekämpfung und die technische Hilfeleistung bietet im Verkehrsraum aufgrund der guten Sichtbarkeit auch ohne zusätzliche Warnweste einen ausreichenden Schutz. Die Fließgewässerretter waren deshalb verständlicherweise nicht gerade begeistert bei schwimmerischen Einsätzen in der Nähe von Wasserfahrzeugen eine unmodische Warnweste über ihrem schicken rot-blauen Neoprenanzug tragen zu müssen.“
Die Feuerwehr Rheinhausen würde nicht weithin als innovativ gelten wenn sie für dieses Problem keine Lösung gefunden hätte: Die zuständige Unfallversicherung bestätigte, dass auch bei der Wasserrettung im abgesicherten Verkehrsraum auf Warnwesten verzichtet werden kann. Die naheliegende Verwendung von Ölsperren oder den in Schwimmbädern verwendeten schwimmfähigen Ketten schied mangels Platz im Geräteanhänger Wasserrettung schnell aus.
Damit mussten die bekannten und an Land bewährten Verkehrsleitkegel für den schwimmenden Einsatz auf Wasserflächen aufwendig neu entwickelt werden. Der Durchbruch gelang schließlich durch die Verwendung des High-Tech Werkstoffs H.O.L.Z. (Hoch Optimierte Lignin Zellulose). Insbesondere bei der Beschaffung über den Feuerwehrfachhandel stellte sich H.O.L.Z. aber als extrem hochpreisig heraus. Aufgrund seines überörtlichen Leuchtturmcharakters stimmten Verwaltung und Gemeinderat dem Projekt trotz leerer Kassen gleichwohl ohne lange Diskussion zu.
Die Einsatztaktik der Schnelleinsatzgruppe Wasserrettung wird in den nächsten Übungen angepasst, sodass wie auf den Fotos dargestellt immer erst zwei Fließgewässerretter mit Warnwesten die Einsatzstelle absichern und erst danach weitere Einsatzkräfte ohne Warnwesten die eigentliche Rettung einleiten werden. „Im Prinzip entspricht dies der bewährten Vorgehensweise bei einem Verkehrsunfall.“ erklärt Thorsten Heckel: „Der Eigenschutz geht bekanntlich immer vor. Wenn wir z.B. einen in Panik geratenen Schwimmer retten müssen, besteht eine hohe Gefährdung unserer Einsatzkräfte durch weitere in Panik geratende Schwimmer. Die zeitliche Verzögerung für den Aufbau der Absperrung ist deshalb gut investiert.“ Auf den für die Feuerwehren Weisweil und Sasbach neu beschafften Mehrzweckbooten soll außerdem eine größere Version der Leitkegel für den Einsatz auf Binnenwasserstrassen verlastet werden.
Andere Organisationen wie DLRG und Wasserwacht zeigen bereits reges Interesse an der Rheinhausener Lösung. Laut Hersteller ermöglicht die modulare Bauweise eine einfache Anpassung des Auftriebs, z.B. für den Einsatz in Salzwasser. Kurz vor der Markteinführung steht ein Modell mit größerem Tiefgang um auch den Arbeitsbereich von Rettungstauchern unter Wasser wirkungsvoll absichern zu können. Auf Anfrage der Bundesmarine soll sich auch eine olivgrüne Variante für den Einsatz durch die Kampfschwimmer in der Entwicklung befinden. Aufgrund des sehr aufwendigen Zertifizierungsverfahrens kann diese aber trotz Finanzierung aus dem milliardenschweren Sondervermögen voraussichtlich erst Anfang April 2030 an die Truppe ausgeliefert werden.